Grosz, George (1893 Berlin - 1959 ebd.)
Morgenluft. 1930. Tuschpinsel und Feder in Schwarz auf Maschinenpapier. 59,2 x 46,2 cm. Rechts unten mit Feder in Schwarz signiert „Grosz“, unten links mit Bleistift datiert, rückseitig im unteren Rand mit dem violetten Nachlassstempel und der Registriernummer in Tusche bzw. Bleistift „2 101 10“. - „Der Kriegsgott Mars mit tätowiertem Hakenkreuz auf dem Oberarm poliert sein frisch geschliffenes Schwert. Ein Hemd verhüllt seinen korpulenten Körper, sein Gesicht unter dem drachenbewehrten Helm ist zu einer zornigen Grimasse verzogen, mit gefletschten Zähnen, triefendem Mund und zusammengekniffenen Augen unter buschigen Brauen. Diese wahrhaft martialische Darstellung diente als gezeichnete Vorlage der Fotolithographie „History teaches/So lehrt es die Geschichte“ (Dückers S II, 6) für die Folge „Interregnum“, erschienen im Oktober 1936, drei Jahre nach seiner dauerhaften Übersiedlung in die USA, bei der Black Sun Press/Caresse Crosby, New York, mit einer Einführung von John dos Passos, der Grosz auch beim Betiteln der Bilder half. Für die Mappe stellte Grosz insgesamt 64 zwischen 1928 und 1935 entstandene Zeichnungen zusammen, in denen er zum letzten Mal die gesellschaftlichen Mißstände im Deutschland der Weimarer Republik thematisierte. Mit dem Titel „Interregnum“ verdeutlicht der Künstler, dass er die Zwischenkriegszeit als Übergangsphase in den nächsten, katastrophalen Krieg verstand. „In ‘Interregnum’ behandelt Grosz also die grundlegenden und unversöhnlichen Konflikte nicht nur seiner eigenen Situation im Jahr 1936, sondern übergreifend auch die des amerikanischen Radikalismus während dieser Zeit.“ (B. McCloskey, George Grosz in den USA, in: George Grosz. Berlin. New York. Ausst.-Kat. Nationalgalerie Berlin 1994, S. 282). Die Mappe verkaufte sich nicht erfolgreich in den USA: Von den geplanten 300 Folgen wurden nur etwa 42 Exemplare gedruckt“. Text Bassenge 5.2017.